Als im Mai 2021 in Paderborn erstmals die Telefonleitungen für „Herzenszeit“ geöffnet wurden, war nicht absehbar, ob ältere Menschen und deren Angehörige Kontakt zu diesem neuartigen und niedrigschwelligen Angebot suchen würden. Nach gut einem Jahr haben sich mittlerweile bereits mehr als 150 Gespräche mit Paderborner_innen über ihre ganz unterschiedlichen Anliegen ergeben. Dabei scheint „Herzenszeit“ eine echte Versorgungslücke zu schließen: Rund die Hälfte aller eingehenden Anrufe erfolgen in der Zeit zwischen acht Uhr abends und drei Uhr in der Nacht; die andere Hälfte der Anfragen erreicht die Hotline an Wochenenden.
„Herzenszeit“ versteht sich dabei als eine innovative Anlauf-, Kontakt- und Vermittlungsstelle: „Hier finden Seniorinnen und Senioren ein offenes Ohr, etwas Ruhe und Zeit für ein Gespräch sowie kompetente Hilfe bei der Suche nach der passenden Unterstützung“, erklärt Karsten Hentschel, Caritas-Koordinator im Dekanat Paderborn. Gemeinsam mit der Stadt Paderborn und mit Unterstützung vom seit drei Jahren an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) angesiedelten Transferprojekt „Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken“ verantworten der hiesige Caritasverband sowie das Dekanat Paderborn das Angebot.
Die Erfahrungen aus dem ersten Jahr zeigen, was den Anrufer_innen auf dem Herzen liegt: Ein Viertel von ihnen befanden sich in einer direkten Notsituation, angefangen von starker Vereinsamung bis hin zu akuten suizidalen Momenten, in denen direkt an die Kolleg_innen der Telefonseelsorge weitervermittelt wurde. Anrufe mit informativem Charakter, wie etwa Anfragen zu pflegerischen und psychosozialen Themen oder auch zu konkreten Projekten und Hilfsaktionen, betreffen rund zwei Drittel der Anrufe. „In den Zeiten, da die katholische Kirche mit mehreren Themen in der Kritik steht, erweist sich das Telefon der „Herzenszeit“ für viele Anrufer_innen als neutralere Anlaufstelle“, vermutet Hentschel. „Dies brachte dann sehr viele Gespräche auch im Nachgang auf einer niederschwelligen seelsorglichen Ebene mit sich.“
Bekannt gemacht wurde „Herzenszeit“ vor allem über mit der entsprechenden Telefonnummer bedruckte Kühlschrankmagnete, unter der die Hotline des Ortscaritasverbands Paderborn zu erreichen ist. Überreicht wird dieser Magnet insbesondere von den Pflegekräften der Caritas-Sozialstationen, dem Team des städtischen Seniorenbüros und den Seelsorgerinnen und Seelsorgern in den örtlichen Krankenhäusern und Kirchengemeinden.
Zusatz- und Kontaktinformationen:
- Die Hotline des Caritasverbands ist unter der Telefonnummer 05251 / 8892050 erreichbar.
- Für weitere Informationen zur Initiative „Herzenszeit“ steht der Caritas-Koordinator im Dekanat Paderborn, Karsten Hentschel, zur Verfügung: karsten.hentschel@caritas-pb.de oder 05251 / 8892041
Die Initiative „Herzenszeit“ wird unterstützt von dem an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen (katho) in Paderborn angesiedelten Transferprojekt „Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken – Potenziale und Limitierungen einer ambulante und stationäre Sektoren verbindenden Begleitung und Seelsorge“. Es steht im engen Austausch mit Personen und Initiativen, welche die Übergänge zwischen ambulanter und (teil-)stationärer Versorgung für unterstützungsbedürftige ältere und alte Menschen optimieren wollen. Im Mittelpunkt stehen die Menschen mit ihren sozialen, medizinischen-pflegerischen und spirituellen Bedürfnissen, denen es gilt, multiprofessionell und im Sinne von „Sorgenden Gemeinschaften“/„Caring Communities“ partnerschaftlich zu begegnen. Kooperationspartner der katho sind dabei der Caritasverband für das Erzbistum Paderborn e.V. und das Brüderkrankenhaus St. Josef in Paderborn.
Bild/Quelle: Projekt “Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken” (David Gorny)
Marion Riese ist Redaktionsmitglied von Care Lichtblicke und an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.