Erntedank ist ein Fest, bei dem christlich gläubige Menschen ihren Dank für den Ertrag der Ernte zum Ausdruck bringen. Aber auch schon zu vorchristlicher Zeit sowie in anderen Glaubenskreisen und Kulturen gab und gibt es Feierlichkeiten und Riten mit ähnlichem Bezug: dem Bedürfnis, dankzusagen.
In einer nicht zuletzt aufgrund der Corona-Pandemie und des Kriegs in und um die Ukraine u.a. von Teuerungen, befürchteten Versorgungsengpässen und anderen Bedrohungen geprägten Zeit, in der nicht wenige Menschen voller Sorge auf die eigene wie auch die Zukunft unserer Gesellschaft schauen, erscheint es manchem vielleicht fragwürdig, ausgerechnet jetzt Dankbarkeit zu empfinden und auszudrücken.
Und trotzdem – oder gerade deswegen? – kann mitunter der Blick auf das Gute, das das Leben zu bieten hat, wohltun, erden und Hoffnung spenden.
Wofür sind Sie dankbar?
Sind es Menschen in Ihrem Umfeld, die Teil Ihres Lebens, Ihnen und denen Sie wichtig sind?
Ist es Ihr Zuhause, die Heimat oder ein anderer Ort, an dem Sie sich besonders wohl fühlen?
Sind es liebgewonnene Tiere, um die Sie sich kümmern und deren Nähe Sie genießen?
Ist es die Natur, in der Sie sich gerne bewegen, auftanken, sich auspowern und/oder zur Ruhe kommen?
Sind es alltägliche, berufliche und/oder außergewöhnliche Aufgaben, die Sie im Herzen erfüllen?
Ist es die Erfahrung, sich im Kreis einer Glaubensgemeinschaft willkommen und aufgehoben zu fühlen?
Sind es körperliche und/oder psychische Gesundheit oder die Kraft, mit der eigenen Vulnerabilität und/oder derer anderer umgehen zu können?
Ist es eine Zufallsbegegnung aus der letzten Zeit, bei denen eine Ihnen fremde Person vielleicht ungeahnt freundlich zu Ihnen war?
Sind es Ihre Hobbies, die Ihrer Seele guttun und Sie zufriedenstellen?
Ist es die Vorfreude auf etwas Bevorstehendes, das noch vor Ihnen liegt?
Wenn ich bewusst und achtsam in mich hineinhorche, erkenne ich in meinem Leben vieles, für das ich dankbar bin. Vielleicht lohnt es sich, nicht nur einmal im Jahr den Fokus auf diese „Früchte meines Lebens“ zu richten. Denn auch der Dank an sich – ob empfunden, von anderen empfangen oder anderen gegenüber ausgedrückt – ist eine „Frucht“, von der ich zehren kann.
Bild/Quelle: Oxana Melis @unspalsh
Marion Riese ist Redaktionsmitglied von Care Lichtblicke und an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.