Der Fluß fließt dahin in seinem gewohnten Bett.
Verlässlich findet er es jeden Tag wieder vor;
nur langsam und überschaubar verändert es sich.
Man gewöhnt sich dran!??
Während meines Studiums habe ich in einer Notschlafstelle für Drogenabhängige
gearbeitet. Menschen, zu deren Leben Heroinsucht, teils
“ergänzt” durch Alkohol und Medikamente, Beschaffungskriminalität
und teils Prostitution gehörte, waren dort die Gäste. Anfangs war ich
allein fassungslos und schockiert über diese Lebensweise. Dann merkte
ich, dass dies auch das aktuell gewohnt-vertraute Leben der Menschen
war, in dem sie sich auskannten und zurechtfanden. Da es sich hier
allerdings um einen extrem lebensgefährlichen Gewohnheits-Kontext
handelt, war ich stets froh darüber, wenn es einem Menschen gelang,
aus dieser Art von Gewohnheitsgefüge auszubrechen …
Dieser Tage habe ich häufig den Satz gehört: “Man gewöhnt sich ir-
gendwie daran …”, d.h. an die Coronakrise mit ihren Rahmenbedingungen.
Wir Menschen scheinen dazu in der Lage zu sein, uns an vieles
gewöhnen zu können. Diese Gewöhnungsfähigkeit kann uns das
Leben etwas leichter machen – auch in schwierigen Zeiten.
Wie gewohnt …
… lehrte Jesus die Leute
… ging Jesus in die Synagoge
… lehrte Jesus die Leute
inspiriert durch Mk 10,1; Lk 14,6/22,39
Neben vielem anderen wurde auch die Fähigkeit, Gewohnheiten haben zu können, von Gott selbst in uns hineingelegt; ebenso die Fähigkeit, Gewohnheiten zu verändern, abzulegen, durch neue zu ersetzen.
Pastoralreferent in der Schulpastoral, Erzbistum Köln