Neue Wege gehen oder Begegnungen am Fenster

Erst gestern haben mein Sohn und ich meine 92-jährige Großmutter in einer Einrichtung zur Kurzzeitpflege besucht. Wir haben uns miteinander unterhalten, gescherzt, gelacht. Sie hat die neue Frisur meines Sohnes und all seine neu erlernten Fähigkeiten bewundert. Es war eine wunderschöne Begegnung, von der ich noch immer zehre.

Besuch in einer Pflegeeinrichtung? In Zeiten von Corona? Wie das?

Selbstverständlich halte auch ich mich an sämtliche Vorgaben zum Schutz unserer Mitmenschen. Daher hieß es für mich: Neue Wege gehen. Anstatt meiner Großmutter in ihrem Zimmer einen Besuch abzustatten, setzten mein Sohn und ich uns mitsamt seinem Laufrad in Bewegung. Vor Ort angekommen, riefen wir sie dann an und luden sie dazu ein, sich an’s Fenster zu begeben, dort warte eine Überraschung auf sie.

Wie groß ihre Freude darüber war, uns zwei dort unten auf dem Parkplatz vor dem Gebäude zu sehen, konnte sie kaum in Worte fassen. Uns alle hat diese Begegnung besonders berührt. Stolz zeigte mein Kleiner seine neuesten Tricks und Kunststücke und fand es fantastisch, seine Urgroßmutter, die lachte, jubelte, applaudierte und ihn motivierte, als „V.I.P.-Zuschauerin“ aus dem vierten Stock dabeizuhaben. Und es dauerte nicht lange, da bemerkte ich, dass sie nicht die einzige war, die uns aus den Fenstern der Einrichtung heraus freudig beobachtete und zuwinkte…

Während wir miteinander telefonierten, bedankte sich meine Großmutter immer wieder für diesen besonderen Besuch. Sie in dieser für sie so belastenden und einsamen Zeit so glücklich zu erleben, hat auch mich glücklich gemacht.

Wir befinden uns in einer neuen Zeit. Es ist Zeit, neue Wege zu gehen.

Bild/Quelle: Wouter Naert www.unsplash.com/@wnphotography

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