Das Autorenpaar, das anonym bleiben möchte, ist seit einigen Jahren in Rente. Nicht erst seit Beendigung ihres aktiven Arbeitslebens engagieren sich beide ehrenamtlich für unterschiedliche Zielgruppen in verschiedenen Organisationen, so z.B. im Rahmen von Freizeitbegleitung von Menschen mit Behinderungen, Unterstützung im Seniorenheim, Mitwirkung bei städtischen Inklusionsvorhaben, Mitwirkung in der Pfarrgemeinde sowie Reisebegleitung für Menschen mit Behinderungen und Senior_innen; des Weiteren in einer Klinik für Menschen mit psychischen Erkrankungen, bei einem ambulanten Hospizdienst, als Busbegleiter bei Fahrten mit Bussen im Stadtgebiet und bei sogenannten „Stadtrundgängen“ zu Menschen ohne Obdach, die mit Essen, Getränken und Gesprächen „versorgt“ werden.
In den letzten Wochen waren wir vor allem damit beschäftigt, …
unseren ansonsten recht strukturierten Alltag neu zu organisieren. Als Rentnerin und Rentner, die sich in verschiedenen Bereichen und Institutionen ehrenamtlich betätigen, haben wir seit Beginn der Kontaktbeschränkungen nicht nur die Nähe zu Familie und Freunden vermisst, sondern auch den Austausch mit Menschen, denen wir bisher im Rahmen unseres bürgerschaftlichen Engagements begegnet sind.
Das Wegbrechen dieser Beziehungen, auch der mit den ehrenamtlichen Diensten verbundenen Regelmäßigkeit, hinterlässt in unserem Alltag deutliche Spuren. Uns fehlt der Kontakt zu den Menschen, auch zu den ehrenamtlichen Kolleginnen und Kollegen. Noch immer läuft Vieles auf Sparflamme, das ist für uns ungewohnt. Wir können uns nicht so einbringen wie sonst; wir können keine Gespräche führen und nicht so helfen, wie wir es gerne würden und gewohnt sind. Wir vermissen das Zuhören, das Dasein, das Lächeln im Gesicht der Menschen, wenn sie einen sehen. Das schmerzt.
Unser persönlicher Care-Lichtblick ist momentan …
dass wir neben vielen Einschränkungen auch Veränderungen erleben, die auch Positives haben. Wir können uns weiterhin engagieren, wenn auch im Rahmen von Diensten, an die wir vorher nie gedacht hätten, weil es sie so vorher noch nicht gab.
Ein weiterer Lichtblick ist für uns, dass wir einige unserer Ehrenämter mittlerweile (wenn auch z.T. nur eingeschränkt) wiederaufnehmen konnten. Natürlich ist es bedauernswert, dass viele Bereiche für unentgeltlich Engagierte auch weiterhin verschlossen bleiben; gleichzeitig ist es nachvollziehbar und in gewisser Weise beruhigend zu erleben, dass dadurch ein Beitrag geleistet wird, um besonders virusgefährdete Menschen zu schützen – auch wenn das für beide Seiten nicht schön ist und einen Verlust bedeutet.
In unserem Alltag nehmen wir aktuell auch positive Veränderungen im Miteinander von Mitbürger_innen wahr. Als sogenannte Busbegleiter sind wir im Stadtgebiet sonst zuständig für die Unterstützung von Menschen, die diese im Rahmen ihrer Fahrt brauchen bzw. wünschen (z.B. Menschen mit Gehbehinderungen, mit Kinderwagen u.ä.). Diese Tätigkeit konnten wir bisher noch nicht wiederaufnehmen; mittlerweile erleben wir aber bei privaten Fahrten mit dem Bus immer häufiger, dass andere Fahrgäste diese Aufgaben wie selbstverständlich übernehmen. Vielleicht entwickelt sich durch „Corona“ ja ein „neues Ehrenamt“…
Sich um andere zu sorgen, bedeutet für uns …
einen Beitrag dazu zu leisten, Menschen unserer Gesellschaft und dadurch unsere Gesellschaft selbst zu stärken.
Unsere Vorstellung von einer „Sorgenden Gemeinschaft“ umfasst …
die Idee gemeinschaftlich geteilter und getragener Verantwortung. Unserer Vorstellung nach sollte nicht nur jede_r für sich selbst, sondern so, wie es ihr oder ihm eben möglich ist, im Sinne einer Solidargemeinschaft auch Verantwortung für andere übernehmen.
Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass …
wir uns da einbringen, wo unsere Unterstützung gebraucht, gewünscht und möglich ist.
Hoffentlich bleiben nach „Corona“ …
das Engagement und die Einsatzbereitschaft der Menschen füreinander und miteinander, ohne dass es immer den offiziellen Titel „Ehrenamt“ braucht.
Bild / Quelle: geralt (Gerd Altmann) / Pixabay