Lichtblicke

Anderen wünschen wir in diesen Tagen:  „Bleiben Sie gesund“! In einer Email hat ein Freund wohltuend hinzufügt: Bleib gesund an Leib und Seele! Ein guttuender und vielsagender Wunsch. Viele sorgen sich um die leibliche Gesundheit anderer, nicht nur im Falle und im Blick auf die Viruserkrankung, die uns den Atem verschlägt. Und viele sorgen sich dabei auch um das seelische Gesundbleiben von Menschen, das die Corona-Krise Tag für Tag auf die Probe stellt. Mehr denn je gilt es, bei und in allem zuversichtlich und hoffnungsvoll, selbstfürsorglich und mitfühlend, kraftvoll und gelassen zu bleiben.

Die gebotene und rigoros eingeforderte Vorsorge gegen physische Ansteckung der eigenen Person und anderer vermag zwar die Vorsorge für das eigene seelische Gleichgewicht und das der anderen in den Hintergrund drängen, verdrängt werden kann diese aber nicht. So ähnlich ist es auch mit den zahllosen Lichtblicken, die sich unter die sich täglich überschlagenden Schreckensmeldungen und alarmierenden Szenarios mischen: Glückliche Umstände, die Menschen aufatmen lassen; inspirierende Impulse in den Medien zur eigenen Lebensgestaltung; und dann vor allem die zahllosen guten Nachrichten von Hilfsaktionen, die vorbildlichen Beispiele von professionell sorgenden Menschen und viele mitreißende Beispiele von Opferbereitschaft, Solidarität und Mitgefühl. Oft muss man nur den Blick heben oder wenden, um das erhellende und wärmende Licht zu sehen und fühlen.

In jeder Krise, auch inmitten einer von der Pandemie ergriffenen Gesellschaft, ereignen sich auch Gutes und Lichtvolles. Oft genug lässt es sich nicht auf den ersten Blick erkennen. Um unseren Sinn für LICHTBLICKE zu schärfen, sammeln wir diese in diesem Blog ein – in Form von inspirierenden Impulsen, bewegenden Beispielen, tröstlichen Geschichten, spirituellen Notizen, weiterführenden Gedanken oder hoffnungsvollen, mutigen Initiativen. Wir verbinden und verbünden uns dabei mit allen Menschen, vor allem mit denen, die sich Sorgen machen, und dann mit denen, die (sich) professionell (ver-)sorgen und besonders mit denen, die Sorge empfangen bzw. versorgt werden.

Inmitten der Wirren der Kriegstage der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts verfasst die französische Sozialarbeiterin und Mystikerin Madeleine Delbrêl (1904-1964) ein inspirierendes Gedicht. Zwei Verse daraus lauten:

Die Zeit, in der wir leben,
ist gezeichnet von einem allgemeinen,
schwindelerregenden Ungleichgewicht.
Sobald wir uns hinsetzen, dies zu betrachten,
kippt es und entgleitet es uns.

Wir können uns nur aufrecht halten,
wenn wir weitergehen,
wenn wir uns hineinbegeben
in den Schwung der Liebe.

Mir sagt es: In turbulenten Zeiten, in denen der Ausgang und die Zukunft der weiteren Entwicklung offen zu sein scheint, zählen für alle professionell Sorgenden der Sachverstand, die intellektuelle Redlichkeit, und vor allem die nüchterne Lösungsorientiertheit, dabei aber auch, dass dem Mitgefühl (im Schwung der Liebe) Raum gegeben wird. Stefan Pusch, Landrat des von Corona heimgesuchten Kreises Heinsberg, hat alle vier Tugenden in der Krise bestätigt (SZ 27.3.20), vor allem letztere: „Mitgefühl ist unser einziges Medikament, solange wir keinen Impfstoff haben.“

Rainer Krockauer, wohnt mit seiner Familie in Aachen und ist Professor an der dortigen Katholischen Hochschule NRW.

Bild/Quelle: Rainer Krockauer (Innenaussicht in der Bruder-Klaus-Kapelle Wachendorf; www.feldkapelle.de)

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