Es ist schon erstaunlich, wie Kinder mit den aktuellen Veränderungen ihres sonst oft gewohnten Alltags umgehen.
Mein Sohn und zwei seiner Freunde kennen einander schon ihr Leben lang und sind mittlerweile eine genauso eingeschworene Gemeinschaft, wie wir als ihre Mütter. Da schmerzt es nicht nur uns als Erwachsene, dass gemeinsame Aktivitäten auf Eis liegen und wir einander tagtäglich vermissen.
Umso erstaunter erleben wir Eltern, wie nahezu selbstverständlich unsere Jungs sich bisher an die veränderten Gegebenheiten ihres Alltags anpassen. Zweifellos fehlen ihnen aufgrund ihres Alters und Entwicklungsstands die kognitiven Fähigkeiten, die aktuelle Situation allumfassend nachzuvollziehen, sie verstehen und begreifen zu können. Sie alle erfahren und erleben dabei trotzdem jeden Tag aufs Neue direkt wie indirekt ihre Folgen – und gehen mit vielen davon erstaunlich zufrieden und herrlich erfrischend um.
Um miteinander Kontakt zu halten, haben sich in unserem Sextett regelmäßige Videotelefonate über Smartphones etabliert. Nach anfänglicher Skepsis der drei Kleinen ist hierbei mittlerweile jede Zurückhaltung verflogen. So werden Kuscheltiere vor die Handylinsen gezerrt, Geschichten nacherzählt, Spielautos hinsichtlich ihrer Funktionen, Größe und Lautstärke miteinander verglichen. Das Trio schneidet Grimassen in die Kamera, quatscht und lacht miteinander, während wir Mütter uns häufig im Hintergrund halten, um das fröhliche Miteinander zu beobachten und uns an der Leichtigkeit des Moments zu erfreuen.
Aber nicht nur im gemeinsamen virtuellen Spiel und Austausch zeigt sich die Adaptionsfähigkeit der Kleinen, sondern auch, wenn es um die Suche nach Erklärungen für Veränderungen in ihrem Alltag geht. So antwortete einer der Jungs neulich im Gespräch mit den anderen Dreikäsehochs auf die Frage, warum denn der Spielplatz gesperrt sei: „Na, die Coronas sitzen auf der Schaukel. Und auf der Rutsche auch.“ Damit war dann alles „klar“.
Bei so viel Verständnis für die aktuelle Situation bin ich fast versucht, beim alltäglichen Ringen ums Zähneputzen zu behaupten, die Coronas hätten es sich auch auf den Zähnen gemütlich gemacht, und warteten nur sehnsüchtig darauf, dass wir sie mithilfe unserer Zahnbürsten vertreiben…
Auch, wenn diese Vorstellung reine Utopie bleiben wird, kann ich den Wunsch meines achtjährigen Neffen, den er voller Inbrunst auf die Straße vor dem Haus seiner Familie geschrieben hat, absolut nachvollziehen: „Corona, hau ab!!!“
Bild/Quelle: Marion Riese
Marion Riese ist Redaktionsmitglied von Care Lichtblicke und an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.
“Macht es wie die Kinder!”, das steht schon in der Bibel – vielen Dank für den Impuls, aus einem anderen, leichten und kindlich verspielten Blickwinkel auf die ganze Coronakrise zu schauen!