Einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen war für uns Menschen bisher weder völlig ungewöhnlich noch war es normal. Ob normal oder nicht – alle spüren, dass das Tragen einer solchen Maske etwas mit uns macht, mit der Kommunikation, dem Alltäglichen, mit dem was man einem Gesicht an Befindlichkeiten glaubt entnehmen zu können. Noch scheint dieses Gespür für eine Änderung nicht im Alltag angekommen zu sein, lassen viele verwunderte Blicke vermuten, die man erntet, sofern man den öffentlichen Raum „vermummt“ betritt. Da fällt mir ein… was würde wohl Martha Nussbaum dazu sagen, die sich intensiv mit der Debatte um die Burka auseinandergesetzt hat und zum direkten Vergleich für alle lesbar ihre umfassend das Gesicht verhüllende Verkleidung beschrieb, mit der sie sich an sonnigen Tagen als Zuschauerin beim Baseball schützt?
Da, wo ohne Maske ein Lächeln, ein offenstehender Mund oder eine gerümpfte Nase uns den Eindruck vermittelten, wir wüssten was im Gegenüber gerade passiert, verweilen nun noch die Augen, als ein Bruchteil, der zu einem Gesichtsausdruck eben nun mal gehört. Zwei, rein biologisch gesprochen, wirklich erstaunliche Instrumente des Körpers sollen nun die Aufgabe von hunderten Muskeln, Nervensträngen und Zellansammlungen übernehmen, die sonst unsere Mimik ausmachen. Sie allein sollen uns helfen das gesprochene Wort zu unterstreichen, Spannungen zu nehmen oder Mitgefühl zu signalisieren. Sie sollen Vertrauen erwecken, einen Eindruck von einer fremden Person vermitteln, sollen zeigen „Hey du! Ich lächle gerade, weil ich weiß, dass das ansteckend ist und du es vielleicht gerade gut brauchen kannst!“
Am Ende werden wir diese sonderbaren Zeiten hoffentlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Haltet alle die Augen auf – für euch und für andere!
Bild/Quelle: Amanda Dalbjörn / Unsplash