Anna-Lena Passior hat in Paderborn Religionspädagogik studiert und arbeitet nun als pastorale Mitarbeiterin in Stade, Bremervörde und Hemmoor (Bistum Hildesheim). Sie beschäftigt sich mit der Frage von innovativer Pastoral und mit dem Einbinden von Diakonie in Gemeindekontexte. Care-Arbeit beschäftigt Sie aus feministischer Perspektive und als Arbeitnehmer*in in einem sozialen Beruf.
In den letzten Wochen war ich vor allem beschäftigt …
„mit der Wahrnehmung, welche unterschiedlichen Herausforderungen die Pandemie mit sich bringt und mit der Frage, wie Menschen in dieser Krise begleitet werden können. Die Pandemie hat in unserer Gemeinde den Blick auf den Sozialraum und auf die Freude und Ängste der Menschen gestärkt. Es ist ein kreativer Raum entstanden, indem neue Formen von Begegnung und Gemeinschaft entwickelt wurden (digitales Teilen von Hoffnungsträger*innen, Briefe fürs Altenheim, Spazier-Gottesdienste, Zoom-Gottesdienste, Musik im Garten vom Altenheim, Kreidenachrichten…).“
Mein persönlicher Care-Lichtblick ist momentan …
„ein älteres Paar, das durch einen von unserer Gemeinde organisierten Einkaufsdienst eine Frau direkt in der Nachbarschaft kennengelernt hat. Durch die Krise ist hier eine neue Beziehung entstanden und Nachbarschaftshilfe hat eine neue Bedeutung bekommen. Es haben sich ganz viele Menschen gemeldet, um z.B. durch Einkaufsdienste zu unterstützen – auch Menschen, die nichts mit der Kirchengemeinde zu tun haben.“
Sich um andere zu sorgen, bedeutet für mich …
„Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen. Die Sorge füreinander ist gesellschaftlich notwendig, jedoch nicht selbstverständlich. Die Pandemie hat mir nochmal verdeutlicht, wie ungleich Care-Arbeit verteilt ist und wie unsichtbar die Sorge für andere teilweise ist.“
Meine Vorstellung von einer „Sorgenden Gemeinschaft“ umfasst …
„die Wertschätzung von Care-Arbeit verbunden mit der Frage nach Geschlechtergerechtigkeit. Eine „Sorgende Gemeinschaft“ benötigt meiner Meinung nach einen Weitblick, der über das Ich, über die eigene kleinfamiliäre Struktur hinausgeht und eine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt.“
Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass …
„es Netzwerke gibt, an die sich Menschen in Krisen wenden können und über die Menschen sich ehrenamtlich organisieren können. Ich wünsche mir weiterhin eine Vielfalt von gemeinschaftlichen Erfahrungen und eine Sichtbarkeit von Sorgearbeit an all den unterschiedlichen Orten.“
Hoffentlich bleibt nach „Corona“ …
„der offene Blick für den*die Andere*n und Räume der Unterbrechung im Alltag, in denen Zeit für soziales Engagement und Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung entsteht.“
Bild/Quelle: Anna-Lena Passior
Marion Riese ist Redaktionsmitglied von Care Lichtblicke und an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.
Liebe Anna-Lena, ich bin froh, dass wir dich in unserer Gemeinde haben, die du stets sehr umsichtig, freundlich, kommunikativ, kreativ und mehr bist (erinnere z. B. an das Novum für Stade: mit Kreide bibl. Sprüche auf Straßenpflaster zu schreiben!).
Obwohl ich mich im Laufe meines Lebens auch immer aktiv in ehrenamtlicher Mitarbeit (Schule, Politik, hier insbesondere auch für Frauen; in Kirche, zuletzt selbst auch liebend gern beruflich auf sozialem Gebiet) eingebracht habe, was mir heute aus gesundheitlichen und altersbedingten Gründen nur noch sporadisch möglich ist, staune ich heute, mit wieviel selbstverständlichem Elan du bei deinem Werdegang alle Hürden mit Leichtigkeit zu überspringen scheinst! Schön, dass du bei uns bist und dein missionarisches „Handwerk“ verstehst! Ich danke es dir!