Unsere Einblicke in den Alltag der stationären Hospizarbeit

Wir, das sind Michelle, Julia, Theresa, Jan und Martin, sind Studierende der Sozialen Arbeit und konnten uns in einem Seminar über die „Hospizbewegung“ mit dem Themenbereich aus Sterben, Tod und Trauer(arbeit) auseinandersetzen. Zusammen mit dem Team des Hospizes im Haus Hörn und den Gästen hatten wir im Rahmen eines kleineren Projektes die Möglichkeit, einen intensiven Austausch zu erfahren. Uns wurde dabei sehr deutlich, wie der Mensch stets im Mittelpunkt der Hospizarbeit steht. Der folgende Beitrag soll vor allem auf die Relevanz der Hospizarbeit eingehen und anschneiden, was die Thematik „Leben kurz vor dem Tod“ bei uns ausgelöst hat.

Hospize zeichnen sich insbesondere durch ihre Gastausrichtung und ihren respektvollen und wertschätzenden Umgang aus. Der starke Fokus darauf, die verbleibende Zeit der Gäste lebenswert und frei von Leid zu gestalten, ist uns unmittelbar klargeworden. Auch die Unterstützung der individuellen und vielfältigen Vorlieben, Glaubensausrichtung, Wertevorstellungen und persönlichen Thematiken der Gäste und Zugehörigen, spiegelt sich in einem vielschichtigen Beratungskonzept und Alltag der Einrichtung. Im multiprofessionellen Team steht für jedes Anliegen eine Person und Kompetenz zur Verfügung. Somit wird ein Ort geschaffen an welchem die Gäste in ihrer Einzigartigkeit geschätzt werden und ihre Lebensqualität erhalten bleibt, sodass sie von ihrem Leben in Ruhe, Geborgenheit und Würde Abschied nehmen können.

Durch die Hospizbewegung erhielten die zuvor meist gesellschaftlich tabuisierten Themen von Sterben, Tod und Trauer sowie die menschliche Endlichkeit in der bürgerlichen Öffentlichkeit eine höhere Bedeutung. Im direkten Einblick auf den Alltag des Hospizes wurde uns deutlich, dass nicht allein die (vielleicht häufig auch) negativ assoziierten Themen überwiegen, sondern bspw. auch Dankbarkeit und Freude großer Bestandteil des Alltags sind. Uns brachte die Konfrontation mit der Thematik einen neuen Blickwinkel darauf, was es bedeutet den Tod als Teil des Lebens zu begreifen.

Während der Austausch mit dem Hospiz einen positiven Eindruck hinterließ, enttäuscht der Gedanke an die große Anzahl an Menschen, welche einsam und ohne die Unterstützung und den Halt der Hospizarbeit Sterben müssen. So reichen die ca. 250 stationären Hospize in ganz Deutschland mit jährlichen 30.000 Gästen nicht aus und decken den Bedarf der deutschen Gesellschaft unzureichend. Es fehlt vielerorts eine angemessene Betreuung schwerstkranker sterbender Menschen, die den körperlichen, sozialen, psychischen und spirituellen Bedürfnissen am Lebensende umfassend Rechnung trägt und die Angehörigen und Nahestehenden einbezieht (vgl. Deutscher Hospiz und Palliativverband e.V.). Es wird also nicht jedem Menschen ermöglicht sein Recht auf ein Sterben in Würde und Begleitung wahrzunehmen.

Als angehende Sozialarbeiter*innen vertreten wir die Haltung, dass die Soziale Arbeit ihren politischen Auftrag zukünftig stärker im Kontext der Hospiz- und Palliativarbeit einzubringen- und ihren Teil dafür beizutragen hat, damit diese in Deutschland flächendeckender vertreten und verbreitet werden kann. Die Erfahrung der Auswirkungen in der Anwendung von den grundlegenden Werten der Hospizarbeit, wie Wertschätzung der Einzigartigkeit, Zusammenhalt und der Hilfe zur Selbsthilfe, nehmen wir für unsere zukünftigen Haltungen und Wege im zukünftigen Berufsleben mit.

Quellen:

Deutscher Hospiz- und Palliativverband e.V. (o.J.): Themen. Die Hospizbewegung

https://www.dhpv.de/ueber-uns_der-verband.html [zuletzt geöffnet: 18.08.2020]

Bild / Quelle: Kat Banachowicz / Unsplash

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