Optimistisch in die Zukunft schauen? Corona auch etwas Positives abgewinnen? Das fällt sehr schwer in diesen Tagen. Insbesondere dann, wenn man, wie ich, im Kultursektor arbeitet.
Ich bin beim HEFT, dem Paderborner Kultur- und Veranstaltungsmagazin angestellt. Jeden Monat schreiben wir über die Kultur-Events hier in der Region und bieten unseren LeserInnen einen umfassenden Veranstaltungskalender.
Zu erleben, wie ab Ende Februar fast alle Events quasi über Nacht abgesagt wurden, war einfach nur schlimm. Die Absagen der Veranstaltungen und die damit einhergehenden Stornierungen von Anzeigenaufträgen stellte von jetzt auf gleich eine Bedrohung für den Fortbestand unseres Magazins und damit ganz konkret auch für meinen Arbeitsplatz dar.
Worüber schreiben, wenn es nichts zu schreiben gibt? Wie einen Veranstaltungskalender füllen, wo nichts stattfindet? Wie den Druck bezahlen, wenn die Einnahmen aus den Anzeigenverkäufen fehlen? Wie den Job erhalten, wenn es keine Perspektive für eine Entspannung der Situation gibt?
Was tun, wenn es nichts zu tun, nichts zu arbeiten gibt?
Wie viele andere aus dem Kulturbereich, hätte ich nie gedacht, mich diesen Fragen zu stellen, diese furchtbaren Sorgen zu haben und sogar einen Stellenwechsel in einen branchenfremden Beruf in Betracht ziehen zu müssen.
Und dennoch haben wir es bisher geschafft, weiterzumachen!
Wir haben unser inhaltliches Konzept umgestellt und die sonst für Artikel zu Events frei gewordenen Seiten Kulturschaffenden und vielen anderen von der Pandemie Betroffenen zur Verfügung gestellt, um ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Sicht der Dinge zu beschreiben. Somit haben wir den Platz mit vielen wertvollen Beiträgen gefüllt, welche das HEFT inhaltlich total bereichert haben. Und an diesem Konzept, Menschen in unserem Magazin zu verschiedenen Themen eine Stimme zu geben, wollen wir auch langfristig festhalten. So gesehen, hat sich unser thematisches Portfolio erweitert – ohne die Pandemie wäre das in der Form wohl nicht passiert.
Auch gab es große Anteilnahme und Solidarität seitens unserer LeserInnen und AnzeigenkundInnen. Viele besorgte, aber auch aufmunternde Anrufe und Nachrichten haben uns bis jetzt erreicht. Anzeigen wurden teilweise extra geschaltet, um uns finanziell zu unterstützen. Der Wunsch vieler VeranstalterInnen, nach der Pandemie unbedingt wieder mit uns zusammenarbeiten zu wollen. Das gegenseitige sich Beklagen, aber auch ganz viel Mut machen. Es war und ist einfach schön, diese Art von Wertschätzung und Fürsorge so deutlich und konkret zu erleben.
Ich glaube, niemand hat den perfekten Job. Irgendwo gibt es auch immer etwas, was einem keinen Spaß macht oder nicht gefällt. Das ist bei mir nicht anders. Aber durch den möglichen Wegfall dieses Arbeitsplatzes habe ich sehr deutlich gespürt, wie wichtig er mir ist. Wie sehr ich diese Arbeit liebe und wie sehr mir das Team am Herzen liegt. Zu wissen, dass ich beruflich genau da bin, wo ich sein will, habe ich in diesen Tagen mehr als deutlich gespürt.
Ich will ehrlich sein: ich brauche Corona nicht. Corona ist einfach nur Mist.
Und hätte ich die Wahl, zwischen keiner Pandemie und dem ewig gleichen „Trott“ in unserem Magazin, oder Pandemie und den damit einhergehenden vielen positiven Entwicklungen, ich würde mich immer für die erste Variante entscheiden.
Aber so wie es jetzt ist, bin ich einfach nur dankbar für die wundervolle Solidarität, die Unterstützung, das Zusammenrücken. Die vielen kreativen und auch zwischenmenschlichen Impulse, die bisher aus dieser Zäsur entstanden sind. Corona darf gern verschwinden. Das, was es an Gutem in mir ausgelöst hat, darf von Herzen gern bleiben!
Anmerkung der Redaktion:
Das HEFT wurde vor Kurzem mit dem zweiten Preis des diesjährigen Heimatpreises der Stadt Paderborn ausgezeichnet.
Die Begründung lautet wie folgt: „Für ihre publizistische Leistung mit Identität stiftender Wirkung werden Harald Morsch und das Team vom HEFT ausgezeichnet. Seit 1983 gibt Harald Morsch das HEFT heraus, das sich zu einem wichtigen Veranstaltungs-, Stadt- und Kulturmagazin für Paderborn entwickelt hat. Mit dem HEFT, das alle Bevölkerungsgruppen anspricht, gehen Harald Morsch und sein Team mit der Zeit und dokumentieren sie. Insbesondere für die Paderborner Kulturszene ist das HEFT ein wichtiges Forum – auch während des Corona-Lockdowns, als keine Veranstaltungen stattfinden konnten und die Akteure der Paderborner Kultur im HEFT eine Plattform des Austauschs fanden.“
(Für weitere Informationen siehe auch https://www.paderborn.de/guiapplications/newsdesk/publications/Stadt_Paderborn/109010100000180289.php.)
Bild / Quelle: das HEFT (www.heft.de)
Kunden- und Anzeigenberaterin beim Paderborner Kultur- und Stadtmagazin das HEFT