Welche Wege können wir einschlagen, um seelsorgliche Angebote bedürfnisgerecht im Mix aus (teil-)stationären und ambulanten Versorgungsangeboten zu integrieren? Wie können wir diese besser kommunizieren? Diesen Fragen folgend ist die Paderborner Projektinitiative “Herzenszeit“ entstanden. Diese wurde unter Mitwirkung des Pilotprojekts „Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken“ entwickelt und wird in gemeinsamer Kooperation vom Caritasverband für das Erzbistum Paderborn, dem Dekanat Paderborn und der Stadt Paderborn verantwortet.
Bei der Projektinitiative werden Kühlschrankmagnetkarten mit Kontaktdaten einer neu installierten, im weitesten Sinne seelsorglich agierenden Anlaufstelle von (v.a. ambulant tätigen) Pflegekräften an diejenigen Menschen verteilt, die sie im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit versorgen. Aufgedruckt ist eine Telefonnummer, unter der zunächst Mitarbeiter_innen des Ortscaritasverbands Paderborn zu erreichen sind. Ziel ist es, darüber ein erstes Zuhören zu ermöglich und, im Bedarfsfall, Anrufende ggf. an entsprechende Care-Akteur_innen weiterzuleiten, insbesondere an seelsorglich Tätige. In der Folge soll von diesen dann möglichst zeitnah ein Rückruf bei den Klient_innen erfolgen. Bei weiterführendem Bedarf an Begleitung ist darüber hinaus Einzelseelsorge in Form von Hausbesuchen denkbar.
Mit der Schaffung dieses neuartigen Angebots ist das Ziel verbunden, insbesondere jene Menschen erreichen und (seelsorglich) begleiten zu können, denen neben den Kontakten zu Pflegekräften allgemeine soziale Teilhabe nur bedingt bzw. erschwert möglich ist.
Als eine der vielen Folgen der Pandemie besteht derzeit noch Unklarheit darüber, zu welchem Zeitpunkt mit dem Verteilen der Kühlschrankmagnetkarten gestartet werden kann. Klar scheint hingegen, dass – nicht erst seit Aufkommen des neuartigen Virus – ein zunehmender Bedarf an neuen, auch aufsuchenden Formen von (seelsorglicher) Begleitung besteht, sodass es lohnenswert erscheint, weiterhin in die (Weiter-)Entwicklung innovativer Ansätze und Angebote zu investieren und so die Lebenssituation und Lebensqualität von Menschen verbessern zu helfen.
Das Transferprojekt “Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken – Potenziale und Limitierungen einer ambulante und stationäre Sektoren verbindenden Begleitung und Seelsorge“ unterstützt Akteur_innen und Initiativen, die Übergänge zwischen ambulanter und (teil-)stationärer Versorgung für unterstützungsbedürftige ältere und alte Menschen optimieren wollen. Im Mittelpunkt stehen die Menschen mit ihren sozialen, medizinisch-pflegerischen und spirituellen Bedürfnissen, denen es gilt, multiprofessionell und im Sinne von Caring Communities partnerschaftlich zu begegnen.
Mit diesem umfassenden Versorgungsverständnis richtet das Transferprojekt seine besondere Aufmerksamkeit dabei auf die Rolle von Seelsorge und sucht hier nach Innovationspotenzial. Am Projektstandort Paderborn wurde hierzu durch die Exploration der hiesigen Versorgungssituation deutlich, dass Seelsorge zum einen sowohl bei den Unterstützungsbedürftigen wie den Unterstützer_innen gefragt ist und zum anderen oftmals im Versorgungsgeschehen vermisst wird.
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Marion Riese ist Redaktionsmitglied von Care Lichtblicke und an der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.