Zum zweiten Mal fand nach 2015 im Februar diesen Jahres in der Kooperation zwischen der Katholischen Hochschule NRW (Abteilung Aachen) und der Servicestelle Hospiz ein Aachener Hospizgespräch zum Themenfeld „Soziale Arbeit im Kontext hospizlich-palliativer Sorgekultur“, statt.
Ausdrücklich eingeladen waren alle an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen sowie ehrenamtliche Begleiter/innen. Mit 100 Teilnehmenden hatte diese digitale Veranstaltung eine große Resonanz weit über Aachen hinaus. Technisch unterstützt wurde diese digitale Fachtagung durch das Transfernetzwerk NRW, das den reibungslosen Ablauf für alle Beteiligten sichergestellte.
Die Frage nach der Identität der Sozialen Arbeit im Kontext gemeinsamer palliativer Sorge stand im Mittelpunkt. Dazu braucht es den interdisziplinären Austausch mit Pflege, Seelsorge, Medizin, Psychologie, Ehrenamt und allen anderen Berufsgruppen, die an der Versorgung beteiligt sind.
Am Vormittag fanden „Dialogische Impulse“ zu verschiedenen Grundsatzfragen zum Themenfeld sowie Statements und interaktive Diskussionen im Plenum statt. Nachmittags wurde in 5 parallelen Workshops Soziale Arbeit im Kontext von palliativer-hospizlicher Kultur und von multiprofessioneller Zusammenarbeit im konkreten Berufsalltag vorgestellt und gemeinsam betrachtet.
Neben Prof. Dr. Rainer Krockauer (Theologie) haben u. a. Prof. Dr. Manfred Borutta, (Pflegewissenschaft; beide KatHO NRW, Abt. Aachen), Prof. Dr. Christian Schütte-Bäumner (Hochschule RheinMain – Fachbereich Sozialwesen), Dipl. Soz.-Päd. Susanne Kiepke-Ziemes (Caritasverband für die Region Kempen-Viersen e. V.; Sprecherin der Sektion Soziale Arbeit (DGP)) aktiv das Programm mitgestaltet.
Eine qualitativ hochwertige und würdige Begleitung, Beratung und Versorgung von schwerkranken Menschen und ihren Zugehörigen am Ende des Lebens setzt eine sektorenübergreifende und multiprofessionelle gemeinsame Sorge bis zum Schluss voraus.
Eine zentrale Frage war dabei: Welche Fachlichkeit sowie welche Kompetenzen bringt die Soziale Arbeit vor diesem Hintergrund ein? Folgende These wurde von vielen Referent*innen und Teilnehmenden geteilt:
Die Soziale Arbeit vermittelt in einer ihrer Kernkompetenz eine unbedingte und radikale Betroffenenorientierung. Das heißt: Nicht was in der eigenen Fachdisziplin angesagt ist, gilt in erster Linie und wird den Betroffenen zugetragen, sondern was die betroffenen Personen für ihre Lebensführung fragen und suchen, definiert die Arbeitsbündnisse. Interdisziplinäre Kooperationsfähigkeit und interprofessionelle Kompetenz sind wesentliche Aspekte des ureigenen Profils Sozialer Arbeit. Es ist wichtig, auch in Zukunft den Blick darauf zu richten, welche Rolle Soziale Arbeit in der Begleitung, Beratung und Betreuung schwerkranker Menschen und ihrem sozialen Netz spielt und wie die Interprofessionalität auf Augenhöhe mit Medizin, Pflege und Seelsorge in Zukunft weiter erforscht und betrachtet werden kann. Ein nächster Fachtag mit diesem inhaltlichen Schwerpunkt ist für 2024 bereits in Planung.
Veronika Schönhofer-Nellessen/ Prof. Dr. Rainer Krockauer/ Johannes Mertens
Projekt Versorgungsbrücken statt Versorgungslücken: https://www.s-inn.net/pilotprojekte/versorgungsbruecken
Servicestelle Hospiz: https://www.servicestellehospizarbeit.de/aachener-hospizgespraeche/ueberblick-2022/
Johannes Mertens, ist Redaktionsmitglied von Care-Lichtblicke, wohnt in Aachen und arbeitet dort als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Katholischen Hochschule NRW.